Immer mehr Kinder werden immer früher kurzsichtig. Pexels/Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Innerhalb nur einer Generation hat sich die Zahl kurzsichtiger Kinder und Jugendlicher verdoppelt.
  • Veränderte Gewohnheiten und der Gebrauch digitaler Geräte verschärfen das Problem schon im Kleinkindalter.
  • Eltern sind gefordert, was Vorbeugung, Früherkennung und Kontrolle angeht.

Forscher schlagen Alarm. Die Kurzsichtigkeit ist ein weltweit wachsendes Problem, insbesondere in den Industriestaaten, allen voran Asien. In China und Korea sind heute über 90 Prozent der jungen Generation von Kurzsichtigkeit betroffen. Laut Einschätzung des Brien Holden Vision Instituts in Australien ist davon auszugehen, dass im Jahr 2050 die Weltbevölkerung zu 50 Prozent kurzsichtig sein wird.

Was ist Kurzsichtigkeit (Myopie) und wie wird sie korrigiert?

Wer kurzsichtig ist, sieht in der Nähe scharf und in der Ferne unscharf. Bei Myopie treffen die einfallenden Lichtstrahlen nicht auf der Netzhaut auf, sondern davor und führen so zu einem unscharfen Bild. Eine Brille oder Kontaktlinsen gleichen diesen Sehfehler optisch aus.

Der Grad der Kurzsichtigkeit wird in Minus-Dioptrien gemessen. Je nach individueller Anatomie des Auges kann Myopie unter Umständen durch einen chirurgischen Eingriff korrigiert werden.

Myopie – was heisst das?

Der Begriff Myopie ist griechischen Ursprungs. Er bezieht sich auf das typische Zusammenkneifen der Augen und Blinzeln kurzsichtiger Menschen. Es geschieht unbewusst um die Pupille zu verengen und die Tiefenschärfe beim «Weitsehen» zu verbessern.

Wird Kurzsichtigkeit geerbt oder erworben?

Die Veranlagung für Myopie ist vererbbar. Sind Mutter oder Vater kurzsichtig, besteht für die Kinder ein dreimal grösseres Risiko, selbst kurzsichtig zu werden als bei nicht myopen Eltern. Sind beide Eltern betroffen, wächst die Warscheinlichkeit auf das Sechsfache, also 60 Prozent.

Auch Kinder ohne genetische Veranlagung werden heute immer häufiger kurzsichtig.

Ab welchem Alter sind Kinder betroffen?

Kurzsichtigkeit bildet sich in der Regel ab dem Vorschulalter heraus und entwickelt sich dann weiter bis etwa zum 30. Lebensjahr. Bis dahin wächst der Augapfel. Je früher ein Kind kurzsichtig wird, umso stärker kann sich die Sehschwäche im weiteren Verlauf ausprägen.

Was sind die Ursachen?

Spätestens mit Erreichen des Schulalters entwickeln Kinder neue Alltags- und Sehgewohnheiten. Schulkinder schauen häufiger in die Nähe, in Hefte, Bücher und auf Bildschirme. Das ständige Nahsehen regt den Augapfel zum Wachsen an und begünstigt Kurzsichtigkeit. Hinzu kommt, dass sich heute schon Kleinkinder lange vor Schulbeginn zunehmend mit elektronischen Medien wie Handy und Tablets beschäftigen. Diese frühzeitige, intensive Nutzung digitaler Endgeräte kann das kindliche Sehsystem negativ beeinflussen und zu einer Myopie führen. Beunruhigend ist ausserdem, dass viele Kinder sich heute immer weniger im Freien (Tageslicht) aufhalten. Deshalb können ihre Körper viel weniger oder keine der wichtigen Vitalstoffe produzieren, die die Augen für eine normale Entwicklung benötigen.

Früherkennung und laufende Kontrolle verhindern ernsthafte Augenprobleme.

Wenn das Risiko einer Kurzsichtigkeit früh erkannt und entsprechend korrigiert wird, lässt sich das Fortschreiten um bis zu 50 Prozent minimieren. Das ist deshalb so wichtig, um Spätfolgen zu verhindern. Eine hochgradige Myopie von -6 dpt und mehr kann zu Netzhautablösungen, Makuladegeneration oder einem Glaukom (Grüner Star) führen.

Vorsicht im Strassenverkehr: Kurzsichtige Kinder sehen ohne Brille oder Kontaktlinsen Autos, Busse, Ampeln und andere Verkehrsteilnehmer unscharf und können Entfernungen schwerer einschätzen. Hier besteht ein grosses Unfallrisiko, wenn die Kinder ihre Sehhilfen nicht tragen!

Kinder können das Tragen von Brille und Kontaktlinsen managen

Eine Brille ist schon lange nicht mehr verpönt und gehört sogar zum Lifestyle. Für Kinder jeden Alters gibt es schöne und robuste Brillen, die sie gerne benutzen. Eltern beinflussen mit der eigenen Einstellung die Motivation ihrer Kinder zum Tragen einer Brille. Zudem sind auch Kinder durchaus in der Lage, den Einsatz und die Pflege von Kontaktlinsen zu managen.

Wie Eltern der Kurzsichtigkeit ihrer Kinder vorbeugen?

Zuviel Naharbeit und zuviel Aufenthalt in Innenräumen mit wenig und zudem künstlichen Licht scheinen, laut Fachwelt das Längenwachstum des Augapfels anzuregen und damit Kurzsichtigkeit zu fördern. Natürliches Licht (Tageslicht) hingegen wirkt sich regulierend darauf aus, weil es intensiver ist als Kunstlicht. Man geht davon aus, dass sich auch Bewegung und Sport positiv auf die Sehentwicklung auswirken. Um das Risiko der Entstehung einer Kurzsichtigkeit zu senken, tun Eltern gut daran, dafür zu sorgen, dass der Nachwuchs regelmässig (mindestens ein bis zwei Stunden täglich) an der frischen Luft im Freien ist, sich viel bewegt und den Bildschirmkonsum minimiert.

Sehgewohnheiten die Kurzsichtigkeit fördern:

Übermässiger Aufenthalt in Innenräumen respektive zu wenig Tageslicht.

Sehr viel und lang anhaltende Naharbeit, wie Lesen, Bildschirm- oder Smartphonenutzung mit weniger als 30 Zentimeter Abstand.

Sehgewohnheiten die Kurzsichtigkeit hemmen:

Täglicher Aufenthalt im Freien, mindestens 1 bis 2 Stunden.

Viel Abwechslung für die Augen, Blick in wechselnde Entfernungen wie beim Sport, aktiven Spielen oder Wandern.

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