Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerwert kann zu Schäden an den Wänden der Blutgefässe und den Nervenzellen in der Netzhaut führen. Die Nervenzellen sterben nach und nach ab und verschwinden. Die Gefässe werden brüchig, verstopfen oder werden zu durchlässig für Blut. Gefässausbuchtungen und Blutungen sind die Folge. Im Fachjargon spricht man dann von diabetischer «Retinopathie». In diesem Stadium der Krankheit spüren die Betroffenen in der Regel nichts. So kann die Schädigung unbemerkt fortschreiten. Dabei bilden sich in und vor der Netzhaut neue Blutgefässe, die leicht bluten. Solche Blutungen im Glaskörper des Auges führen möglicherweise zu Narben. Diese ziehen an der Netzhaut und können sie teilweise oder ganz vom Augenhintergrund ablösen.
Sammelt sich Flüssigkeit aus den geschädigten Augengefässen im Bereich der Makula (Makulaödem), schwillt diese an und verliert ihre Funktion. Hier spricht man von einer diabetischen «Makulopathie.»
Wie häufig sind Schäden an der Netzhaut bei Diabetikern?
Dazu schreibt die Patienten-Information der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Deutschland:
Schäden an der Netzhaut gehören zu den häufigen Komplikationen einer Diabeteserkrankung. In Deutschland werden solche Schäden bei etwa 1 bis 2 von 10 Menschen mit Typ-2-Diabetes im Verlauf der Krankheit festgestellt. Das ist etwas häufiger als bei Menschen ohne Diabetes. Mit zunehmender Krankheitsdauer werden sie wahrscheinlicher: Einer grossen Erhebung zufolge hatte jeder vierte Mensch mit Typ-2-Diabetes elf Jahre nach der Diagnose Schäden an der Netzhaut. Auch etwa jeder vierte Mensch mit Typ-1-Diabetes ist im Verlauf der Krankheit davon betroffen. Nicht immer gehen diese Schäden mit spürbar schlechterem Sehvermögen einher.
Die Gefahr, in Folge einer diabetischen Retinopathie zu erblinden, ist sehr selten. Etwa 2 bis 3 von 1’000 Betroffenen verlieren ihre Sehfähigkeit vollständig im Verlauf der Erkrankung. Wie oft der Diabetes hier Ursache für die Erblindung ist, ist unklar. Diabetesbedingte Schäden an der Netzhaut gehören aber zu den häufigen Ursachen für Erblindungen im Erwachsenenalter.
Quelle: Patienten-Information der Bundesärztekammer
Man darf davon ausgehen, dass auch in der Schweiz ähnliche Zahlen zutreffen.
Vorsorgen bevor es zu spät ist
Weil die Augenschädigung vorerst schmerzfrei ist und lange unbemerkt bleiben kann, ist eine Früherkennung besonders wichtig. Denn je eher sie diagnostiziert wird, umso besser und leichter kann sie behandelt werden. Wem die Diagnose Diabetes gestellt wird, sollte unverzüglich ein Augenarzt aufsuchen und regelmässig seine Augen untersuchen lassen. Mit einer einfachen, schmerzlosen Augenhintergrund-Untersuchung können Unregelmässigkeiten und erste Anzeichen einer Netzhautschädigung festgestellt werden. Auch zahlreiche Optiker verfügen heute über neueste Technologien um ein Augen-Screening durchzuführen und verweisen bei Auffälligkeiten an den Augenarzt. Fragen Sie einfach danach! Unerlässlich zur Prävention ist ausserdem eine sorgfältige Blutzucker- und Blutdruckkontrolle. Denn ein erhöhter Blutdruck stellt ein zusätzliches Risiko dar und begünstigt die diabetesbedingte Augenschädigung.