Blindheit hat verschiedene Facetten. Bei der Gesichtsblindheit, in der Fachsprache Prosopagnosie genannt, handelt es sich eigentlich nicht um ein Phänomen, bei welchem der Betroffene nichts sieht, sondern er kann lediglich keine Gesichter erkennen. Im Extremfall erkennt er nicht einmal sein eigenes Gesicht im Spiegel.
Die Gesichtserkennung ist ein komplexer Vorgang in unserem Gehirn. Wir erkennen in der Regel nicht das einzelne Gesicht, sondern erkennen die Abweichung eines Gesichts vom Durchschnitt der täglich gesehenen Gesichter. Personen, die unter Gesichtsblindheit leiden, sind nicht fähig, Menschen anhand ihres Gesichts zu erkennen.
Grund für die Gesichtsblindheit ist ein Gehirn-Schaden, der oftmals angeboren ist und aufgrund einer Genmutation zustande kam. Diese angeborene Gesichtsblindheit wird in der Fachsprache Kongenitale Prosopagnosie genannt. Betroffene merken nicht unbedingt, dass sie gesichtsblind sind, weil sie Strategien entwickeln, um damit umzugehen. Die Orientierung erfolgt dann z.B. über die Stimme, Bewegung oder Kleidung. Fälschlicherweise wird ab und zu anstelle angeborener Gesichtsblindheit oft Autismus oder Asperger diagnostiziert, da die Symptome, wie zum Beispiel Vermeidung von Augenkontakt, ähnlich sind. So entsteht durch diese Beeinträchtigung und durch die falsche Diagnose viel psychischer Stress. Bei einer Studie, die 2005 in Münster mit knapp 700 Schülern durchgeführt wurde, wurde immerhin bei 2.5% die erbliche Form der Gesichtsblindheit festgestellt.
Aber eine Gesichtsblindheit kann auch nach einem Unfall mit Schädeltrauma, bei Hirntumoren oder Kreislaufstillständen entstehen. Man spricht dann von einer Apperzeptiven Prosopagnosie. Die Betroffenen können weder Alter noch Geschlecht noch Stimmungslage des Gegenübers aus dem Gesicht lesen.
Eine Heilung ist in beiden Fällen ausgeschlossen.